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Wort zur Woche, 1. Sonntag nach Trinitatis (19. Juni 2022)

Christen sehen grün

In Kirchen hängen an vielen Altären und Kanzeln schlichte oder aufwändig gestaltete Stoffe (Antependien) in wechselnden Farben. Grün ist die liturgische Farbe, die wir am längsten sehen: mit wenigen Unterbrechungen vom 1. Sonntag nach Epiphanias (6. Januar) bis an die Passionszeit und dann vom 1. Sonntag nach Trinitatis, dem Fest der Dreieinigkeit am Sonntag nach Pfingsten, bis zum Ende des Kirchenjahres am Sonntag vor dem 1. Advent. Das ist weitgehend gleich in der katholischen wie in der evangelischen Tradition - an bis zu 27 Sonntagen sehen Christen grün.

Grün ist die Farbe der Hoffnung. Den christlich-theologischen Grund der Hoffnung hat der Künstler in unser Altar-Antependium hineingewebt: was hinter dem Kreuz wie X und P aussieht, zeigt die griechischen Anfangsbuchstaben des Wortes Christus, Chi und Rho. Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, gibt Hoffnung. Was er über das Reich Gottes gelehrt und vorgelebt hat, ermutigt. Der Glaube an Gott, den Schöpfer, tröstet. Die Farbe Grün erinnert außerdem an die Natur, die in jedem Frühjahr wieder neu auflebt, wenn alles grünt und blüht. „Grün ist die Hoffnung.“ Diese Botschaft erschließt sich auch dem nicht-kirchlichen Betrachter. Optimismus oder Pessimismus: das ist der Unterschied, ob man ein Glas als halb voll oder als halb leer betrachtet. Es ist gleich viel Inhalt darin. Ein Pessimist aber sieht traurig und enttäuscht auf das, was fehlt. Ein Optimist dagegen blickt voller Hoffnung auf das, was da ist.

Papst Johannes XXIII (Angelo Guiseppe Roncalli) war ein Mann der Hoffnung, ein Optimist. Und er sagte „Ich habe noch nie einen Pessimisten nützliche Arbeit für die Welt tun sehen.“ Bleiben wir also optimistisch, blicken auf das, was möglich ist und tun, was wir können. Für die Welt im Großen, aber ganz besonders für die Welt und die Menschen um uns herum. Schon ein freundliches Wort kann ein Zeichen der Hoffnung sein.

Prädikantin Helga Fiek