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Wortbrücke zum Ende der Weihnachtszeit
Friedrich Kramer, Landesbischof
Die Bäume im Dom, der Weihnachtsbaum auf der Wallonerkirche, aber auch die Lichterwelten
in der Innenstadt künden noch davon: Erst vierzig Tage nach dem Weihnachtsfest,
am 2. Februar endet die Weihnachtszeit. Viel kommt an diesem Tag zusammen:
Manche Christen feiern Mariä Lichtmess: 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes
beendete nach jüdischen Vorschriften
ein Reinigungsopfer die unreinen
Tage der Mutter, wobei diese
nicht nur eine Zeit der Absonderung,
sondern auch des Schutzes
markierten. Andere Christen nehmen
am 2. Februar eher den Brauch
in den Blick, nach dem der Erstgeborene
- der wie jede Erstgeburt auf
besondere Weise Gott gehört -
40 Tage nach der Geburt mit einem
Opfer im Tempel ausgelöst wurde.
Das Lukasevangelium erzählt von einer besonderen Begegnung der Heiligen Familie an
jenem Tag im Jerusalemer Tempel: Der hochbetagte Simeon weiß, dass er nicht sterben
wird, bis er Christus gesehen hat. Nun hält er Jesus in Händen und erkennt Gottes Sohn.
Er lobt Gott und spricht: »Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren; denn
meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen
Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.« - Es
ist der alte Simeon, der mit seinen wenigen Dioptrien mehr sieht als alle anderen.
Neben Simeon lebt die Prophetin Hanna, Tochter Phanuels, seit Jahrzehnten in der
Nähe des Tempels. Auch sie hat sich zu einem besonderen Leben verpflichtet, »sie
diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht« (Lk 2,37).
Maria und Josef halten, was geboten ist. Simeon und Hanna suchen, am Heiligen Ort
ihren Gelübden zu entsprechen - zum Lobe Gottes und zur Ehre Israels und um ihrer
Sehnsucht im Gebet eine Richtung zu geben.
Wie groß ist deine Sehnsucht, den Heiland zu schauen? Dass sich Menschen nach Gott
sehnen, erleben wir im Dom. Menschen spüren, dass hier Gottesbegegnung geschieht
und dass sich Sehnsucht erfüllt. Die Kraft von Orten wie dem Tempel oder dem Dom
rührt von der jahrhundertelangen Tradition her, hier zu beten und zu hoffen. Das lasst
uns tun: nicht nachlassen in Hoffnung und Gebet, auf dass wir sehen, was Gott Großartiges
an uns getan hat und noch mit uns vorhat.
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