Labyrinth mit Krippe vor dem Westportal
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Wortbrücke zum 3. Advent, 12. Dezember 2021
Bereitet dem Herrn den Weg!
Wer sich in wärmeren Tagen vom Westen her dem Dom nähert, kann es vielfach beobachten:
Kinder und Erwachsene, die neugierig vor dem Mosaik stehen, das da im Pflaster eingelassen ist.
Die oft erst einmal nur schauen, und dann - den ersten Schritt in das Labyrinth hineinsetzen.
Einen Fuß vor den anderen, Kinder im Laufschritt, die Erwachsenen vorsichtiger hinterher.
Denn es ist ein Wagnis, den Linien zu folgen. Fast scheint es schon nach wenigen Metern, als
sei die Mitte gleich erreicht. Doch mit schnellen, scharfen Wendungen führt der Weg bald
wieder nach außen und zieht dort weite Bögen.
Wie ein Labyrinth ziehen auch Lebenswege oft verschlungene Pfade. Manches Mal wähne ich
mich schon auf der Zielgeraden, und dann kommt doch alles anders. Die Umbrüche zwingen mich
dazu, langsamer zu werden, kurz innezuhalten. Bei aller Enttäuschung ermöglichen sie
es mir, eine neue Richtung einzuschlagen.
„Bereitet dem Herrn den Weg“, werden wir in dieser Woche aufgefordert. Advent ist eine Zeit der
Umkehr. Indem ich mich selbst dafür bereit mache, dass Gott kommt, bereite ich ihm den Weg.
Dazu kann ich bewusst auf meinen Lebensweg schauen: Wie liegt der Weg vor mir und hinter mir?
Welche Umbrüche wünsche ich mir - welche tun immer noch weh?
Im Advent laufe ich durchs Labyrinth und werde unterbrochen. Von einem Engel, der da steht und
mir zuspricht: „Fürchte dich nicht!“ Von der Krippe, in der ein Lebensweg den Anfang nimmt.
Der Advent hält für mich Begegnungen bereit.
Der Advent verheißt:
Auf allen langen Strecken, in allen engen Kurven und Windungen
bist du nicht allein unterwegs.
Ihre Henrike Kant,
Vikarin in der Domgemeinde
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