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Ausschnitt vom Retabel auf dem Elisabeth-Altar im Nordseitenschiff des Magdeburger Doms (um 1360)
 


Wortbrücke in die Domgemeinde
19. Sonntag nach Trinitatis - 10. Oktober 2021

Ganz, heil?

Der Wochenspruch steht bei Jeremia (17,14): „Heile mich, Herr, so werde ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen.“ Das Verb „heilen“ verstehen wir meist als „wieder gesund machen“. Das Adjektiv „heil“ ist der Gegensatz zu „kaputt“. (Das Substantiv „Heil“ wurde von den Nationalsozialisten missbraucht.)
Der Prophet richtet seine Bitte an Gott. Wir erwarten heute für uns konkrete Heilung und Hilfe eher von Menschen und Institutionen, die dazu ausgebildet und eingerichtet sind. Wer allerdings von der „heilen Welt“ spricht, tut das oft mit einem mitleidigen Unterton denen gegenüber, die man als weltfremd ansieht, weil sie sich eine heile Welt wünschen. Denn es ist doch so viel an und in der Welt kaputt, zerstört - und müsste „heile gemacht“ werden! Viele Schäden an der Schöpfung haben wir Menschen selbst verursacht - vor allem durch Egoismus und den Drang nach immer mehr. Und die ungleiche Verteilung der Güter bei uns und weltweit ist wie eine tiefe Wunde, die nicht von selbst heilt. Da braucht es Einsicht und Umdenken, wozu viele Menschen nicht bereit sind.
Das ist nicht erst heute so. Aber heute wie früher können Menschen es auch anders machen. Ein Beispiel ist die heilige Elisabeth, die im 13. Jahrhundert Armen und Kranken geholfen hat. Auf dem Altarbild sehen wir sie einem verkrüppelten Bettler Kleidung und Brot geben. Sie hat das Gebot der Nächstenliebe in die Tat umgesetzt, im Namen Gottes.

Gott hat nur unsere Hände, aber wir brauchen seine Hilfe und seinen Segen zum Helfen. Und wir brauchen die Gemeinschaft untereinander. Beides ist nötig - für uns und für die Welt zum Heil.

Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.
(EG 170, 2. Strophe)

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Helga Fiek, Prädikantin