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Wort zur Woche am 20. Juni 2021
3. Sonntag nach Trinitatis
Wir können nicht verloren gehen!
Liebe Schwestern und Brüder, wie oft ich in der letzten Zeit an das Gleichnis vom verlorenen
Sohn aus dem Lukasevangelium (15, 11-32) gedacht habe?!
Sehr oft. Ich habe es auch einer Freundin erzählt, um ihr zu helfen, um ihr Kraft und Vertrauen
zu schenken in einen Gott, an den sie nicht glauben kann.
Es ist die altbekannte Tragödie zwischen Kindern und Eltern, von der scheinbaren Unvereinbarkeit
von Pflicht und Freiheit, von Sicherheit und Sehnsucht, Bewahrung und Bewährung.
Meine Freundin hat ihre Kinder nicht rumkommandiert, nicht lieblos unterdrückt, immer versucht
alles aufzubauen für die Kinder, da zu sein, wann immer es nötig war. Für Sicherheit
gesorgt, indem sie versuchte die Ausbildung der Kinder zu fördern, immer ein offenes Ohr zu haben,
aber auch zur rechten Zeit in die Schranken zu verweisen.
All dies bereitzustellen, kostete viel Kraft. Sie tat es aus Liebe, damit Zufriedenheit und Glück
sich einstellen können.
Doch offenbar hat die Fürsorge dazu geführt, dass die Kinder sich eingeschränkt und
bevormundet fühlten.
Kurzum, die Kinder sind auf und davon, mit maßlosen Forderungen zuvor, losgezogen, um ihre Freiheit
zu finden, dem Reiz des Neuen, dem Drang sich woanders anzusiedeln, auszuleben.
Wenn ich sie treffe, sehe ich ihre Traurigkeit, ihre Sehnsucht danach, die Kinder wieder bei sich zu haben.
Sie hat sie ziehen lassen, ihnen nicht zu oder abgeraten, sie ist ja selbst so ratlos. In schlimmen Stunden
denkt sie, habe ich aufgehört ihre Mutter zu sein?
Doch an dieser Stelle unterscheiden sich die beiden Geschichten. Meine Freundin ist verbittert durch den
Schmerz, der begann, als die Kinder gingen. Sie denkt, sie ist für die Kinder gestorben.
Doch der Vater im Gleichnis denkt und fühlt völlig anders, als hätte er schon die ganze
Zeit auf ihn gewartet, sieht er den Sohn schon von ferne. Alle Gefühle der Sorge, der Angst, des Mitleids,
der Vergeblichkeit um ihn sind wieder da und er wird glücklich, sein Sohn kommt zurück! Ohne
Gemecker, Anschuldigungen und dergleichen, nimmt er ihn einfach in den Arm. Der Sohn soll sich nie wieder
so fühlen müssen, wie damals, als er fortging.
Dies große Dankbarkeit des Vaters führt zu einem Fest, um zu zeigen, du musst gar nichts machen,
um mich zu gewinnen, denn ich habe dich schon immer geliebt und du hast immer einen Platz in meinem Herzen.
Meine Freundin fragt, wie lange soll ich noch warten? Es macht sich Hoffnungslosigkeit breit in ihr. Jedoch
wird es für das Verlorengegangene ein Ringen und Suchen sein. Es wird auch lange warten, ehe es bereit
ist für Veränderung. Den Weg als Irrweg zu erkennen, bedeutet die Lage zu verstehen und auch das
Verrennen in etwas, zu akzeptieren.
Diese beiden Geschichten sagen mir, wie schwer ist es doch, sich etwas einzugestehen. Wieviel Angst und
Scham verhindern eine Rückkehr. Jedoch ist es wichtig eine Tür aufzulassen für das Verlorene,
denn dann ist ein Anfang möglich. In diesem Neuanfang besteht die Möglichkeit für ein neues Leben.
So, wie der Vater sich im Gleichnis über seinen zurückgekehrten Sohn freut, freut sich Gott
über jeden, der sich immer wieder neu auf Ihn einlässt und glaubt. Dieser vorbehaltlosen und
ewigen Liebe Gottes können wir uns freuen.
Möge uns diese Liebe tragen und auch bald wieder zueinander führen,
dies wünscht von Herzen,
Ihre Sybille Aumann
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