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Kriegerdenkmal in Magdeburg
von 1877
im Park am Fürstenwall

 


Wort zur Woche
Wortbrücke für den 21. Sonntag nach Trinitatis 24.10.2021
Landesbischof Friedrich Kramer

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten. (Römer 12,21)

Eine klare Ansage. Einsichtig für viele. Beim genaueren Hinsehen regt sich Widerspruch: Das ist leichter gesagt als getan. Fragen kommen auf: Was ist überhaupt gut, und was ist böse?

Am Ende einer langen Reihe von Ermahnungen legt Paulus das der Gemeinde in Rom ans Herz. Die Messlatte liegt hoch, wenn er zu Beginn seiner Ausführungen das ganze Leben als Gottesdienst beschreibt. Es geht ihm darum, dass Gottesdienst und Alltag, Reden und Handeln, Glauben und Leben übereinstimmen. Denn wir alle sind Heilige durch Gott! Das heißt, wir gehören zu Gott, wenn wir seinem Wort folgen und das Böse mit Gutem überwinden, mit all unseren Gaben, aber auch mit all unseren Abgründen.

Paulus weiß, wie gefährdet wir Christen sind - nicht nur durch Angriffe und Verfolgungen von außen, sondern auch durch Angriffe und Versuchungen von innen. Selbstrechtfertigung, Rechthaberei, Überheblichkeit und Lieblosigkeit sind Einfallstore für die Macht des Bösen, die Leben gefährdet, indem sie Beziehungen zerstört. Unsere persönliche Beziehung zu Gott und die zu unseren Nächsten.

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Eine Überforderung, wenn die Umsetzung allein von unseren Möglichkeiten abhinge. Wir bleiben anfällig für das Böse, oft ganz unspektakulär und unmerklich: zum Beispiel in Form von unversöhnten Geschichten, die unser Vertrauen untergraben, die uns verletzt oder enttäuscht haben.

Aber es hängt zum Glück nicht von unseren Möglichkeiten ab! Gott fordert nichts von uns, was er uns nicht zuvor gegeben hat: Jesus hat das Böse am Kreuz ein für alle Mal überwunden. Er ermöglicht uns, den Teufelskreis zu durchbrechen: aus Ich-Bezogenheit kann Wertschätzung werden, aus Trägheit Eifer, aus Fluch Segen, aus Streit Frieden. Wir können das Böse nicht aus unserem Leben ausklammern. Aber wir dürfen uns mit allem, was unser Leben zerstören will, Gott und seiner verändernden Gütekraft anvertrauen.

Ihr Domprediger & Landesbischof Friedrich Kramer