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Seyfried Lammers
Aemilie Juliane als Jesusbraut
zwischen 1676 und 1680

 

Wortbrücke zum 1. Sonntag im Advent (03.12.2023)

Bis hierher hat mich Gott gebracht / durch seine große Güte, / bis hierher hat er Tag und Nacht / bewahrt Herz und Gemüte, / bis hierher hat er mich geleit‘, / bis hierher hat er mich erfreut, / bis hierher mir geholfen.

Das ist die erste Strophe des bekanntesten geistlichen Liedes von Aemilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt, deren Todestag sich an diesem ersten Adventssonntag jährt. Beinahe 600 Lieder hat sie von Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts gedichtet, als sie 1706 starb. Geboren als eine Gräfin von Barby und Mühlingen hat es sie mit ihrer Familie während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges auf die Heidecksburg verschlagen. Als Vater und Mutter kurz nacheinander starben, blieb sie dort und heiratete später ihren Cousin, Reichsgraf Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt. Von zwei Kindern überlebte nur eines. Und dennoch dichtete sie:

Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank / für die bisher’ge Treue, / die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue. / In mein Gedächtnis schreib ich an: / der Herr hat Großes mir getan, / bis hierher mir geholfen.

Aemilie Juliane war eine tiefgläubige Frau, die es verstand, ihre Liebe zu Jesus in Worte zu fassen. In ihrer innerlichen Frömmigkeit war sie Menschen und Welt zugewandt. Aemilie Julianes Leben war von Todeserfahrungen geprägt: Schon als Kind verlor sie kurz hintereinander Vater und Mutter, dann den Pflegevater, mehrere Geschwister und Pflegegeschwister und zuletzt die eigene neugeborene Tochter. Aus den Verlusten entwickelte Aemilie Juliane ihr theologisches Lebensthema: den Tod. Frömmigkeit und Alltagsleben - ora et labora - gehörten für sie zusammen: Als Landesherrin sorgte sie für das Wohlergehen ihrer Untertanen, gründete mehrere Stiftungen für Waise, Witwen und Arme und unterstützte eine Mädchenschule. Ihre tiefe Liebe zu Jesus Christus drückte sich auch in mystisch-erotischen Texten und Darstellungen aus - so ließ sie sich als "Braut des Lammes" abbilden und sehnte die Vereinigung mit ihrem Heiland im Tod herbei.

Aemilie Juliane wurde als eine der ersten Frauen Mitglied in der von Ahasverus Fritsch gegründeten „Fruchtbringenden Jesusgesellschaft“ und bekam hier den Beinamen „Freundin des Lammes“. Die Gesellschaft lehnte sich an die im Barockzeitalter von adeligen Poeten und Gelehrten betriebenen „Sprachgesellschaften“ an und kümmerte sich um arme Kinder und Waisen.

Hilf fernerhin, mein treuster Hort, / hilf mir zu allen Stunden. / Hilf mir an all und jedem Ort, / hilf mir durch Jesu Wunden. / Damit sag ich bis in den Tod: / durch Christi Blut hilft mir mein Gott, / er hilft, wie er geholfen.

Einen gesegneten Advent wünscht Ihnen Ihr Friedrich Kramer
Erster Domprediger und Landesbischof