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Wortbrücke zum 20. Sonntag nach Trinitatis (22. Oktober 2023)

Was ist gut?

Der Wochenspruch für die am Sonntag beginnende Woche steht beim Propheten Micha (6,8):
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Und wie als Kommentar zu diesem Text aus dem Ersten Testament hören wir im Gottesdienst in der Epistel-Lesung (2. Korintherbrief, Kap.3)
„Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“
Das bedeutet, dass wir die Bibel nicht Satz für Satz als wörtlich umzusetzende Handlungsanweisung verstehen sollen. Das können wir auch nicht, denn die Texte wurden ja in einer anderen geschichtlichen Situation geschrieben als die es ist, in der wir leben.

Was heißt also „Gottes Wort halten“ – wenn es doch von Menschen in ihrer jeweiligen Situation aufgeschrieben wurde? Im selben Satz finden sich zwei der Worte, die für jede Situation gelten: Liebe und Demut.

Beim Wort Liebe klingt schon die Jahreslosung 2024 an: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1. Kor 16,14). Gut ist, in Liebe mit allen unseren Mitmenschen umzugehen, jeden und jede als Person zu respektieren. Nicht gut ist es, alles zu akzeptieren, was Menschen sagen und tun! Manche Handlungen lassen sich zwar psychologisch erklären, aber keinesfalls rechtfertigen. Sachbeschädigung, Beleidigung, Totschlag, Mord sind nach unseren Gesetzen Vergehen und Verbrechen und werden bestraft – egal, wer die Taten begeht und warum. Das ist gut, und es wäre noch besser, wenn das allgemein, weltweit und für alle umgesetzt werden könnte.

Aber so einfach ist es eben leider nicht. In aller Demut müssen wir erkennen, dass sich die Möglichkeiten für die meisten von uns auf unser persönliches Umfeld beschränken. Doch wenn jede und jeder wenigstens ein bisschen tut, dann ist das schon gut – und nicht wenig! „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ So sagt es ein afrikanisches Sprichwort.

Demütig sein vor Gott – das heißt auch, die Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, die uns geschenkt sind. Und sei es die kleine Blume, mit der wir jemandem Gutes wünschen.

Bleiben Sie getrost und behütet!
Ihre Prädikantin Helga Fiek