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Wortbrücke zum 16. Sonntag nach Trinitatis (24. September 2023)

Manchmal muss man genau hinsehen …. und entdeckt etwas Besonderes (vielleicht Gott?)

Neulich war ich in Rom. Auf dem Aventin, einer der sieben Hügel des klassischen Rom, kann man etwas Kurioses beobachten. Vor dem prächtigen, aber fest und blickdicht verschlossenen Gartentor eines Palazzo steht eine Schlange Menschen, zumeist wohl Touristen. Einer nach dem anderen, eine nach der anderen gehen sie zum Tor vor, beugen sich herunter und schauen durch das Schlüsselloch. Regelmäßig leuchten dann die Gesichter freudig auf, die Menschen zeigen ein Lächeln … (bevor sie dann ihre Kamera ans Schlüsselloch halten …). Was haben sie gesehen? Was hat sie berührt? Mit einem zugekniffenen Auge haben sie durch einen baumbestandenen Weg des Malteserpalasts ganz in der Ferne, wie schwebend, fast unwirklich, genau in der Achse die Kuppel des Petersdoms erblickt, dieses mächtige Symbol der katholischen und wohl auch nicht nur der katholischen Christenheit, sondern der Kirche allgemein. Und doch ist das Bild ganz klein. Manche sind fröhlich überrascht, das Bild kommt unerwartet, obwohl man ja gerade deswegen auf den Hügel gestiegen ist. Auf jedem Fall ist das Bild ein schönes, ansprechendes!

Manchmal begegnet uns Kirche genau so, im kleinen Bild, in einer schönen Begebenheit, in einer unerwarteten Wendung oder einer schönen Einzelheit. Das sind Situationen, in denen uns die Kirche, die Gemeinschaft der Gläubigen in der Welt, von ihrer besten Seite zeigt. Auf dem zweiten Blick, im Kleinen, in einer Überraschung, die Menschen erfreut. Natürlich, die Institution ist da, wie die Peterskuppel, aber sie wird berührend, ansprechend, handhabbar und Freude bringend, in vielen unterschiedlichen Situation, in der Geste eines Menschen, einem guten Wort, einer hilfreichen Botschaft, im kurzen Gebet und in einer neubegründeten Hoffnung. Es lohnt sich, nach diesen kleinen Zeichen zu suchen, denn Gott hat seinen direkten Weg in die Welt auch im Kleinen begonnen, in jenem Jesuskind von Bethlehem, das berührt und anrührt, und zu dessen Ehren, zu dessen Botschaft der Liebe und der Zuwendung, der Gerechtigkeit und des Miteinanders dann die großen Zeichen des Glaubens gebaut wurden, die Kuppel des Petersdoms und die Gewölbe und Türme des Magdeburger Domes. Suchen wir Gott auch im Kleinen, Schönen, denn er kann für uns auch darin den großen, den entscheidenden Unterschied für unser Leben machen! Und wir können freudig lächeln.

Stephen Gerhard Stehli
Domgemeindekirchenratsvorsitzender zu Magdeburg