
Motto und Motiv des Ökumenischen Tags der Schöpfung 2023
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Wortbrücke zum 13. Sonntag nach Trinitatis (03.09.2023)
Am 1. September ist Ökumenischer Schöpfungstag. Obwohl wir selbstverständlich nicht nur
an bestimmten Tagen an unsere Schöpfung denken, sondern uns stets als Teil von ihr
verstehen sollen, ist die ökumenische und europäisch-kirchliche Verständigung auf ein
solches Datum bemerkenswert. Die Anregung, einen ökumenischen Tag der Schöpfung zu
begehen, kommt ursprünglich aus der orthodoxen Kirche. Der Patriarch von Konstantinopel ,
Dimitrios I., schlug vor, einmal im Jahr gemeinsam „zum Schöpfer der Welt zu beten: mit
Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz
und für ihre Erlösung“.
Als Christen glauben wir an den dreieinigen Schöpfergott. Mit Sorge sehen wir den Raubbau
an der Natur, zu dem auch wir beitragen. Deshalb haben sich die europäischen Kirchen in der
Charta Oecumenica verpflichtet, „einen ökumenischen Tag des Gebets für die Bewahrung der
Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen“. Die ACK in Deutschland hat diese
Selbstverpflichtung umgesetzt und einen Ökumenischen Tag der Schöpfung eingeführt. Die
bundesweite Feier findet in der Regel in jedem Jahr am ersten Freitag im September statt, in
diesem Jahr in Bremen. Die Gemeinden sind gebeten, einen solchen Schöpfungstag im
Zeitraum September/ Oktober in ökumenischer Verbundenheit bei sich vor Ort zu feiern.
Die Charta Oecumenica ist ein Text, den alle Kirchen Europas gemeinsam erarbeitet haben.
Die Mitgliedskirchen der ACK in Deutschland haben diese „Leitlinien für die wachsende
Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa“ auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag 2003 in
Berlin unterzeichnet. Die Charta verdankt sich der Einsicht, dass Europa nach dem Fall der
Mauer vor neuen Aufgaben steht. In dieser Situation wollen die Kirchen „mit dem Evangelium
für die Würde der menschlichen Person als Gottes Ebenbild eintreten und als Kirchen
gemeinsam dazu beitragen, Völker und Kulturen zu versöhnen“. Zu jedem in der Charta
behandelten Thema werden „Selbstverpflichtungen“ genannt. Eine dieser
Selbstverpflichtungen betrifft eben diesen Schöpfungstag.
So ein Schöpfungstag auf ökumenischer Ebene in Europa kann nur mit Leben erfüllt werden,
wenn wir vor Ort darum wissen und ihn zum Fest in unseren Gemeinden machen. Haben Sie
es gewusst, dass es diesen Tag gibt?
Die Charta Oecumenica will Anstoß für Begegnungen, für Gespräche und für gemeinsame
Projekte sein. Sicherlich lohnt es sich auch für uns, sich mit ihr zu beschäftigen. Wir könnten
unsere ökumenische Arbeit und unser Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die
Bewahrung der Schöpfung an der Charta messen und prüfen, wo wir noch Anregungen
aufnehmen könnten. Dabei wissen wir uns mit allen Christinnen und Christen in ganz Europa
– über die Grenzen der Europäischen Union hinaus – verbunden. So sei es!
Ihr Friedrich Kramer, Erster Domprediger und Landesbischof
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