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Wortbrücke zur Gemeinde am 23.07.23, dem 7. Sonntag nach Trinitatis

„ Brich dem Hungrigen dein Brot“

Liebe Schwestern und Brüder,

Gott stillt unseren Hunger, den Hunger unseres Körpers nach Essen und auch den Hunger unserer Seele. An diesem Sonntag erzählen die Lesungen vom Abendmahl, Essen und Trinken, Feiern und Teilen, sowie der Gastfreundschaft. Im Abendmahl setzen Christen von Anfang an die Tischgemeinschaft mit Jesus fort und nehmen die Zeit vorweg, in der der Hunger nach wahrem Leben gestillt sein wird.

Im Jahr 1726 komponierte Bach für den 1. Sonntag nach Trinitatis die großartige Kantate „ Brich dem Hungrigen dein Brot“ mit dem Thema Nächstenliebe. Für den Text des 1. Satzes wurde Jesaja 58,7-8 ausgewählt.
Das Wochenlied für diesen Sonntag finden wir im ev. Gesangbuch unter der Nummer 418. „ Brich dem Hungrigen dein Brot „. Dieses Lied entstand im Jahr 1951 in Erfurt. Der Pfarrer Martin Jentzsch schrieb den Text und die Melodie komponierte Gerhard Häußler, der Kantor an der Reglerkirche in Erfurt, 1953. Dort lernten sich die beiden kennen, Martin Jentschs war schon lange Zeit Pfarrer dort und Häußler, der junge Kantor.
Auch hier beginnt das Lied mit dem Text aus Jesaja 58,7, mit den Notleidenden zu teilen , ihnen Unterkunft und Trost zu spenden. Dann folgt der Bezug auf Jesus Christus in den folgenden Strophen. Er schenkt uns Glaubenden täglich das Bot des Lebens, so können wir Beschenkte etwas weitergeben.
Die letzten Strophen richten sich direkt an Jesus Christus mit Dank für sein Wirken auch noch heute.

Die beiden Verfasser aus der Reglerkirche wussten in den schweren 50 er Jahren in der DDR, dass es ohne Solidarität nicht geht. Es gab noch bis 1958 Lebensmittelkarten. Ihre Abschaffung hatte eine Veränderung im Preis und Steuersystem zu Folge, dies bedeutete eine Verschlechterung für viele Menschen, da die Subventionierung wegfiel. Etwa 4,1 Millionen Heimatvertriebene kamen in die Sowjetische Besatzungszone, ca. 80% wurden aufs Land geschickt. In der neuen Heimat galten die Vertriebenen als Eindringlinge, Störenfriede und soziale Außenseiter. 1950 verabschiedete die DDR- Volkskammer ein Gesetz zu Verbesserung der Lebenssituation der Vertriebenen. Damit verbunden war ein Zwang zu Assimilierung in die DDR, ohne ein „Recht auf Heimat“. Als Heimat galt der DDR der sozialistische Staat. 1955 wurde die Integration der „Umsiedler“ in die DDR als erfolgreich beendet.
Doch war es im Alltag für alle Menschen immer noch schwer.
Genau in diesen Alltag hinein zielt unser Lied, sich gegenseitig beistehen, helfen, wenn nötig, zusammenkommen und das Brot miteinander brechen. Sehen, wenn jemand einsam ist und mit ihm sprechen, Zeit teilen.
Unsere Kirche ist Heimat für unterschiedliche Menschen, jeder darf zu Wort kommen und bekommt Raum und Zeit. Jesus Christus hilft uns miteinander den Tisch zu teilen. Er ist reich gedeckt, gerade in unserer Gemeinde gibt es viele Menschen mit guten Gaben. Schön ist es, dass sich nun wieder eine Gruppe von Ehrenamtlichen zusammenfindet, die auf Menschen mit Hunger in der Seele zugeht. Da können wir am Ende des Liedes einsteigen und unserem Herrn Jesus Christus danken. Er bringt uns immer wieder an einen Tisch, weil wir das bitter nötig haben.

Ihre Sybille Aumann


418:0 Brich dem Hungrigen dein Brot

418:1 Brich dem Hungrigen dein Brot. Die im Elend wandern, führe in dein Haus hinein; trag die Last der andern.

418:2 Brich dem Hungrigen dein Brot; du hast's auch empfangen. Denen, die in Angst und Not, stille Angst und Bangen.

418:3 Der da ist des Lebens Brot, will sich täglich geben, tritt hinein in unsre Not, wird des Lebens Leben.

418:4 Dank sei dir, Herr Jesu Christ, dass wir dich noch haben und dass du gekommen bist, Leib und Seel zu laben.

418:5 Brich uns Hungrigen dein Brot, Sündern wie den Frommen, und hilf, dass an deinen Tisch wir einst alle kommen.