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Georg Neumark (1621-1681),
Komponist & Dichter
von EG 369 „Wer nur den lieben Gott lässt walten“


 

Wortbrücke zum 5. Sonntag nach Trinitatis (09.07.2023)

„Wer nur den lieben Gott lässt walten / und hoffet auf ihn allezeit, / den wird er wunderbar erhalten / in aller Not und Traurigkeit. / Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, / der hat auf keinen Sand gebaut.“

Der Dichter dieser Liedzeilen, die zu den bekanntesten unseres Gesangbuchs zählen, hat in diesen Tagen seinen 342. Todestag. Er hat also mitten in den Wirren und Unsicherheiten des Dreißigjährigen Krieges gelebt. Georg Neumark war sein Name, und er hat das Lied nicht nur gedichtet, sondern auch komponiert. Viele kennen es aus dem wundervollen Film über die Cantorianer “Vaya con dios”, wo es gesungen, zurück auf den richtigen Weg führt. Georg Neumark war ein Thüringe und damit ist dieses Lied eines der vielen Schätze unserer mitteldeutschen Kirche. 1621 wurde er in Langensalza in bürgerlichen Verhältnissen geboren. Bald schon übersiedelten seine Eltern aus wirtschaftlichen und verwandtschaftlichen Gründen in die Freie Reichsstadt Mühlhauen. Dort besuchte Neumark die Lateinschule und in Schleusingen das Gymnasium. Nach dem Abgang vom Gothaer Gymnasium Illustre im Herbst 1641 schickten ihn die Eltern, die wie alle Eltern nur das Beste für ihr Kind wollten, zum Studium ins preußische Königsberg. Doch schon nahe Magdeburg, das völlig zerstört und menschenleer war, genauer in Gardelegen, wurde er von marodierenden Soldaten ausgeraubt und die Weiterreise gelang nur unter größten Entbehrungen. Und doch fragte er:

„Was helfen uns die schweren Sorgen, / was hilft uns unser Weh und Ach? / Was hilft es, dass wir alle Morgen / beseufzen unser Ungemach? / Wir machen unser Kreuz und Leid / nur größer durch die Traurigkeit.“

Weil Neumark ein Stammbuch mit den Einträgen gelehrter Familienangehöriger retten konnte, kam er als mittelloser Scholar überhaupt noch voran – er reiste über Lüneburg, Winsen an der Luhe und Hamburg nach Kiel – und wurde hier und da durch Gewährung einer Unterkunft oder auch ein Reisegeld unterstützt. Dennoch hatte es den Anschein, als habe die Bildungsreise in Kiel ihr vorzeitiges Ende gefunden und er würde nie in Königsberg ankommen. Als er kaum noch Hoffnung haben durfte, dass seine Reise ein gutes Ende nehmen konnte, wendete sich das Blatt, und er bekam eine Hauslehrerstelle in Kiel, aus deren Salär er sich innerhalb von zwei Jahren die Mittel für die Überfahrt nach Königsberg zusammensparen konnte. Aus Dankbarkeit für die unerwartete Befreiung aus auswegloser Situation schrieb Neumark sein berühmtes Trostlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, das sich rasch von Mund zu Mund verbreitete. „Man halte nur ein wenig stille / und sei doch in sich selbst vergnügt, / wie unsers Gottes Gandenwille, wie seine Allwissenheit es fügt; / Gott, der uns sich hat auserwählt, / der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.“ Vielleicht haben Sie auch eine solche Erfahrung in Ihrem Leben gemacht? Dass Vertrauen auf Gott unser Leben lenkt und zu unverhofften Wendungen im Leben führt. Georg Neumark ist es jedenfalls so ergangen. Eine Kindheit und Jugend im Krieg mit Verzweiflung und Aussichtslosigkeit und an Gott festhaltend kommt die Wende zum Guten. Bleiben wir alle miteinander offen dafür und zuversichtlich und singen und beten fröhlich auf unseren Wegen:

„Sing, bet und geh‘ auf Gottes Wegen, / verricht‘ das Deine nur getreu / und trau des Himmels reichem Segen, / so wird er bei dir werden neu. / Denn welcher seine Zuversicht / auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“

Ihr Friedrich Kramer, Erster Domprediger und Landesbischof