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Wortbrücke zur Gemeinde am Sonntag Exaudi, den 21.5.2023

Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir! Ps 27,7

Liebe Schwestern und Brüder,
wie oft rufe ich und warte auf eine Antwort? Das passiert doch recht oft, sei es im Haus oder im Garten, am Telefon, in der Nacht, immer auf eine Antwort hoffend. Durch Rufen kann man sich bemerkbar machen und auch dabei laut schreien. Du kannst Schmerz herausschreien, dringend etwas verlangen oder erbitten.
„Hallo, ist da jemand?“… „Wo bist Du nur?“… „Hilf mir!“…
Ich kann mich hineindenken in dieses Gefühl, zu oft selbst gefühlt.
Immer mal wieder ein banges Herz, Angst vor dem Alleinsein oder Abschiedsschmerz.
Abschiede sind schon so schwer, jedoch viel schwerer, wenn ich nicht weiß, ob man sich wiedersehen wird.

Sonntag Exaudi beschreibt den Abschied Jesu von seinen Jüngern. Seit seiner Himmelfahrt ist Jesu nicht mehr sichtbar bei ihnen. Da beginnen harte Tage des Alleinseins. Kommen wir zurecht? Diese Frage stellt sich mir auch öfter? Selbstverständlich glaube ich, dennoch mischen sich in manch schwacher Stunde Zweifel in die Gedanken. Und wenn es dunkel wird, wähnt man sich allein. Als Jesus sich verabschiedet, verheisst er ihnen ein Wiedersehen.
Die Jünger spüren es in ihren Herzen, eine nie versagende Quelle der Kraft. In einem neuen Geist werden sie Jesus erkennen. Es war kein Ersatz für seine Anwesenheit, aber ein Trost. Dieser Geist lebt und wirkt weiter und weiter, auch bei uns, bei Dir und mir. Dort wo wir nach Gottes Willen fragen, wo Liebe unser Handeln prägt, da wird er spürbar.
Aber wenn wir verzagen, wenn wir vor Angst zittern, ist er uns tröstend nahe und bringt unser Anliegen vor Gott. Manchmal zeigt sich Gott dort, wo wir ihn nie erwartet hätten…!

Ich erinnere mich an eine Pfarrerin, die mir erzählte, dass ihr Mann sie vor dem Schlafengehen oder Weggehen segnete. Es war ein wohltuendes Ritual in ihrer Zweisamkeit, sich Gottes Gegenwart zuzusagen und seinen Segen dem Nächsten zuzusprechen. Wie traurig war die Frau, als ihr Mann im Krankenhaus lag und sie sich wegen der Corona-Pandemie nicht sehen durften. Auch das Kreuz auf die Stirn zu zeichnen und sich gegenseitig Gottes Schutz anzubefehlen „Gott segne dich heute Nacht!“, war nicht möglich.
Manchmal hat man nur die Erinnerung daran, Augen zu und daran denken, das tröstet. „Wir denken aneinander und Gott denkt auch an Dich und mich.“

Und so segne Gott auch Euch!
Ihre Sybille Aumann