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Wortbrücke zum 5. Sonntag nach Trinitatis (20. Juli 2025)
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Widerstand
Am Montag der zu Ende gehenden Woche, dem 14. Juli, war der französische Nationalfeiertag. Er erinnert an den Beginn der Revolution von 1789.
Nicht nur mit der despotischen Regierung von König und Adel, auch mit der Kirche und mit der Religion sollte Schluss sein. Die Kirche hatte sich als Handlangerin der Herrschaft unglaubwürdig gemacht.
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – das war die Losung der Revolution. Diesen Zielen kann sicher jeder Christ zustimmen. Nach dem biblischen Menschenbild sind aber Gleichheit und Brüderlichkeit nicht der Klassenstandpunkt, sondern folgen daraus, dass wir alle Kinder Gottes sind – der Bauer genauso wie der Kirchenmann und der Adlige. „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galaterbrief 6,2) ist das Gegenteil zu der zeitgenössischen Karikatur. Da lassen sich symbolisch der Adlige und der Kirchenmann von dem Bauern tragen. Das wollte die Französische Revolution beenden.
Mit diesem Sonntag beginnt die neue Woche. Es ist der 20. Juli, für Deutschland ein besonderes Datum, Jahrestag des Versuchs von 1944, den Despoten Hitler umzubringen. Unter Hitler und den Nationalsozialisten gab es weder Freiheit noch Gleichheit oder Brüderlichkeit. Viele Deutsche, auch viele Christen, hinterfragten die Ideologie nicht, die Menschen in mehr oder weniger wertvoll einteilte.
Hitler war der oberste Befehlshaber auch des Militärs. Wenn er beseitigt würde, wären Krieg und Unterdrückung vorbei.
Rechtfertigt das einen Mord, möglicherweise den Tod von noch weiteren Menschen? Die Frage des Tyrannenmordes (Darf ein Christ gegen das Gebot „Du sollst nicht morden“ verstoßen?) beantwortete Dietrich Bonhoeffer damals für diesen konkreten Fall mit einem eindeutigen Ja. Es bleibt ein Dilemma.
Wenn Unrecht zu Recht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht. Der Satz – Bertolt Brecht zugeschrieben – bezog sich auf die Zeit damals. Unrecht wurde als Recht ausgegeben – Unrecht wie die geplante Vernichtung der Juden, die Ermordung von Behinderten, die Verfolgung aller Gegner des nationalsozialistischen Regimes, der Angriff auf Polen als angeblicher Akt der Selbstverteidigung – der ganze zweite Weltkrieg.
Seit 80 Jahren leben wir in Deutschland im Frieden. Mögen uns Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ebenso erhalten bleiben wie Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.
Das wünsche ich uns allen. Überall.
Ihre Prädikantin Helga Fiek
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