Startseite   |   Impressum   |   Datenschutz    

Lutherrose
 

Wortbrücke zum 20. Sonntag nach Trinitatis (2. November 2025)

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist

Die Feiertage am Übergang vom Oktober zum November könnten kaum gegensätzlicher sein. Aber sie haben einiges miteinander zu tun.

Am 31. Oktober erinnert die evangelische Kirche an Martin Luthers Veröffentlichung seiner Sätze (Thesen) gegen den Ablasshandel im Jahr 1517. Es ist der Tag vor dem katholischen Feiertag „Allerheiligen“, der allen bekannten und auch unbekannten Heiligen gewidmet ist. Er wird seit dem 9. Jahrhundert am 1. November begangen.
Die katholische Kirche versprach zu Luthers Zeit „Ablass“ – Verkürzung der Zeit im Fegefeuer nach dem Tod – wenn man Heilige und ihre Reliquien verehrte. Als dieser Ablass dann auch noch gegen Geld verkauft wurde und die Bischöfe die Hälfte der Einnahmen für sich privat behalten durften, ging das für Luther entschieden zu weit. Nur Gott und Jesus dürften angebetet werden. Allerdings könnte man sich Heilige zum Vorbild nehmen, meinte Luther. So kommt es, dass der 1. November als „Gedenktag der Heiligen“ in der schwedischen lutherischen Kirche seit der Reformationszeit erhalten geblieben ist und in der deutschen evangelischen Kirche seit den 1950er Jahren wieder in den Gottesdienstordnungen steht.
Der 2. November ist vom Datum her exklusiv katholisch und seit dem Jahr 998 Gedenktag aller Verstorbenen („Allerseelen“). Das entsprechende evangelische Brauchtum mit dem Besuch und dem Schmücken der Gräber gibt es am Ewigkeitssonntag (oder Totensonntag), dem letzten Sonntag vor dem Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. Advent.
Und was ist mit Halloween am 31. Oktober? Die Tradition, dass man an „All Hallows’ Eve“, dem Abend vor Allerheiligen, böse Geister vertreiben wollte, kam im 19. Jahrhundert aus Irland nach Amerika und von dort am Ende des 20. Jahrhunderts zurück nach Europa – jetzt als Gruselspaß mit einem wachsenden Umsatz für Deko, Kostüme, Make-up … und Süßigkeiten.
Wenn verkleidete Kinder dann abends bei mir klingeln und mich mit „Süßes oder Saures“ zur Herausgabe von Süßigkeiten nötigen wollen, frage ich sie erstmal, warum sie an dem Tag schulfrei haben – doch nicht wegen Halloween, sondern wegen des Reformationstages! So viel Bildung muss sein. Süßes bekommen sie aber auch.
Gott lässt sich nicht nötigen oder bestechen. Martin Luther betonte, dass man Gottes Gnade, seine Vergebung nicht kaufen oder sich verdienen kann. Man kann darum bitten und sie sich schenken lassen.
Dazu hören wir den Spruch für die neue Woche (Micha 6, Vers 8) „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Liebe üben heißt, unseren Mitmenschen zu helfen. Und wer demütig ist, nimmt sich selbst nicht zu wichtig.

Eine gesegnete Woche wünsche ich Ihnen!
Ihre Prädikantin Helga Fiek