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Foto: Johannes Vermeer, Christus im Haus von Maria und Martha 1654/55 ; Quelle: Wikipedia
 

Wortbrücke zur Gemeinde am Sonntag Estomihi, den 02.03.2025

„Werde sehend!“

Liebe Schwestern und Brüder,

diesen Sonntag sollten wir schon erkennen, wohin Jesus geht. Er kündigt es selbst an und ruft uns in seine Nähe. Folgt mir!

Das Gleichnis nach Lukas 18, die Begegnung Jesu mit Maria und Martha, sollen uns sehend machen. Gar nicht zu viel hineininterpretieren, sondern verstehen. Jesus sieht die Bemühungen von uns Menschen. Wir versuchen uns ins rechte Licht zu setzen, versuchen Berge zu versetzen, treffen ohnmächtig Entscheidungen, um bestimmten Dingen unseren Lauf aufzuzwingen, jedoch schaut! Maria sitzt zu Jesus Füßen und sucht seine Nähe. Sie entscheidet für sich selbst. Sie ist dem Göttlichen auf der Spur. Sie glaubt und hält es für sich fest. Ich weiß nicht, ob Maria die Leidensankündigung schon gehört hatte oder nicht. Aber sie tut das Richtige. Bewahre Du Dir auch die feinen Antennen, das Göttliche aufzuspüren! In unserer heutigen Welt bleibt uns wirklich nur das kleine Senfkorn Glaube, die kaum mehr sichtbare, dennoch spürbare Kraft, die unter bestimmten Umständen aber erstaunlich schnell wächst und aufblüht, wie eine wunderschöne Blüte. Glauben ist das Gegenteil von steuern, regeln, eingreifen oder korrigieren. Glauben ist auch viel mehr als geschichtliche Fakten. Ja, wir sind oft gefangen durch unser Leben in dieser Welt, die so furchtbare Situationen und Bedingungen hervorbringt. Wir selbst sind verantwortlich für den weltlichen Schlamassel, von außen greift Gott nicht ein! Es muss also eine besondere Art des Sehens zur Verfügung stehen. Und wir alle haben mehr oder weniger die notwendigen Fähigkeiten dazu, Gottes Präsenz in unserer Welt zu erfahren. Es sind manchmal nur Ahnungen, die es Dich spüren lassen, Gott ist da. Zum Beispiel, wenn Du unvermittelt und völlig unverdient, erfährst, was Paulus im Hohen Lied der Liebe, im 1. Brief an die Korinther beschreibt. Langmut, wo Du Ungeduld verdient hättest, Verzeihung, wo Du Rache oder Strafe erwartet hättest, Großzügigkeit, wo eigentlich Erbsenzählen vorprogrammiert wäre. Noch viel besser ist es sogar, wenn Du dich selbst entgegen aller Rationalität, zu solch einem nicht berechnenden Handeln getrieben siehst.

Entgegenkommende und praktizierte Liebe ist so eine Erfahrung, die uns Menschen sehend machen kann, ahnen wir doch etwas von der noch viel umfassenderen, ultimativen Barmherzigkeit.

Bleib, wie Maria bei Jesus sitzen, wenn Du ihn siehst oder erkennst in der entgegenkommenden Liebe. Oder verschenke Deine Liebe, wie Maria, wenn Jesus zu Gast kommt.

Bleiben Sie wachsam und behütet, ihre Sybille Aumann