Startseite   |   Impressum   |   Datenschutz    


 

Wortbrücke in die Domgemeinde zu Pfingsten (8. Juni 2025)

Ein neuer, gewisser Geist

Für die Jesus-Leute in Jerusalem müssen die zehn Tage nach seiner Himmelfahrt schwer zu ertragen gewesen sein. Vierzig Tage lang war der Auferstandene noch bei ihnen gewesen. Nun nicht mehr. Zwar hatte er versprochen, ihnen einen „Tröster“ zu schicken. Aber was sollte das sein? Wie? Wann? Dann kam das jüdische Erntefest Schawuot – „Pfingsten“, pentekoste (der fünfzigste) – fünfzig Tage nach dem Pessach-Fest. Aus vielen Gegenden strömten die Menschen nach Jerusalem, um im Tempel zu feiern. Für die von ihrem Meister verlassenen Jesus-Leute gab es nichts zu feiern, so dachten sie.

Was ihnen aber an Pfingsten geschah, ist so unbeschreiblich wie der Heilige Geist selbst, den sie auf und in sich spürten. Vergleiche mit Sturm und Feuer (Apostelgeschichte Kapitel 2, Verse 2-3) zeigen, wie überwältigt sie waren. Zu beschreiben war (und ist) jedoch die Wirkung des Heiligen Geistes. Die fremden Besucher damals in Jerusalem hörten die Jünger in ihren eigenen Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Das stelle ich mir nun nicht wie das Ergebnis eines Schnellkurses für Fremdsprachen vor. Aber die Zuhörer fühlten sich angesprochen. Sie spürten, dass die Jünger be-GEIST-ert waren.
Und was bewirkt der Heilige Geist heute?
Lassen wir uns be-GEIST-ern?
In einem Lied von 1648 heißt es „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herze und gib mir einen neuen, gewissen Geist.“ So betete schon König David vor über 3000 Jahren (Psalm 51)!
Es gibt aber mit dem Heiligen Geist kein Ein-für-alle-Mal, kein perpetuum mobile – einmal in Bewegung gesetzt, läuft so eins immer weiter. Eher wie beim Windrad: es dreht sich nur, wenn man es in den Wind hält. Den Wind selbst sieht man nicht – nur was er bewirkt.

Wenn wir uns auf den Heiligen Geist einlassen, uns be-GEIST-ern lassen, dann ändern wir die Blickrichtung – jede und jeder für sich: weg von uns, hin zum Nächsten, hin zur Schöpfung, hin zu Gott. Der neue, gewisse Geist, um den wir bitten, zeigt uns die Richtung. Jeden Tag neu.

Das wünsche ich uns allen.
Ihre Prädikantin Helga Fiek