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Wortbrücke in die Magdeburger Domgemeinde – 11. Mai 2025

Ohne mich

Am Sonntag werden im Dom die Worte vom Weinstock und den Reben als Evangelium gelesen. Die Reben bringen aus sich heraus keine Frucht. Sie bleiben auf den Weinstock angewiesen. Wenn man vom Dom in die Große Sakristei geht, sieht man die Trauben aus Sandstein erst, wenn man auf der Schwelle steht. Sie sind verborgen unter dem Weinlaub. Früchte auf den zweiten Blick. „Ohne mich“, sagt Jesus „könnt ihr nichts tun“. Wenn Menschen heute: „Ohne mich“ sagen, meinen sie etwas anderes. Sie wollen sich raushalten. Bei Jesu gilt es als Zuspruch. Zuspruch- gerade in Zeiten, der abnehmenden Kräfte und der Frage: Was bleibt? Ich bin in den letzten Wochen viel bei Kranken und Eingeschränkten gewesen. Was bleibt, wenn nicht mehr zählt, was früher wichtig war: Arbeit und Leistung, Kraft und Stärke? Gerade jetzt, wo ich nur wenig tun kann oder gar nichts mehr, gerade jetzt ist es wichtig vertrauen zu können.

Paulus schreibt im Römerbrief: Nicht DU trägst die Wurzel, die Wurzel trägt Dich.

Man muss nichts leisten, um bei Gott anerkannt zu werden. Jesus sagt es klar: Aus sich heraus bringt kein Rebe Frucht. Nicht das, was ich von mir aus noch zustande bringe, zählt: Es zählt allein, dass ich mit dir verbunden bleibe. So wie die Rebe auf den Weinstock angewiesen ist, sind wir auf die Nähe Gottes angewiesen, es komme was mag.

Die Reblaus wanderte vor 190 Jahren, aus Nordamerika kommend, in Europa ein – und die Winzer haben keine Freude an ihr. Jesu kannte noch keine Rebläuse. Aber er mochte den guten Wein.

Der soll des Menschen Herz erfreuen. Der Sonntag heißt: Jubilate! Wir leben weiterhin in österlicher Freudenzeit. Der Herr ist auferstanden!

Ihr
Domprediger Jörg Uhle-Wettler