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Wortbrücke zum Sonntag Sexagesimæ – noch 60 Tage bis Ostern

Kontaminierte Landschaften

„Kontaminierte Landschaften“, so heißt ein Buch des Historikers Martin Pollack (1944- 17.1.2025). Er zeichnet in seinem Buch eine Landkarte, wo europäischer Boden von entsetzlichen Geheimnissen verseucht und über anonymen Gräbern das Unkraut des Schweigens gewachsen ist. Dies bezieht er nicht nur auf reale Orte, sondern auch auf unsere „inneren Landschaften“, die immer noch kontaminiert sind, oder schon wieder in der Gefahr stehen vergiftet zu werden: Hartherzigkeit, Rassismus, Geschichtsvergessenheit, Egoismus, Lüge und Ausgrenzung sind u.a. die Gifte, denen wir im Inneren wie im Äußeren ausgesetzt sind. Der Frühling steht vor der Tür und wir freuen uns darauf, wenn die Samen die Welt wieder bunt machen. Aber welcher Samen wird in den kommenden Monaten aufgehen? Gibt es trotz der kontaminierten Landschaften ausreichend Nährboden für das Wort Gottes, Gerechtigkeit und Frieden? Pollacks Credo: „Mehr Geschichte(n) erzählen“.

Der Nachtwächter rief einstmals in der Nacht: Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen: unsere Glock hat vier geschlagen! Vierfach ist das Ackerfeld; Mensch wie ist dein Herz bestellt?

Jesus erzählt uns das Gleichnis vom vierfachen Acker. Karg waren die Böden auf den Feldern Galiläas und mühsam die Arbeit der Ackerleute. Im Gleichnis fällt die Saat auf felsigen Grund, auf einen Weg, unter die Dornen, auch auf guten Boden und trägt dort hundertfach Frucht. Dieses Gleichnis ist ganz im Sinne Jesu eine Mutmachgeschichte. Es wird ein andauernd „schwieriger Normalzustand“ eines Bauern in Palästina erzählt und die Erfahrung, dass trotz der unwirklichen Umstände Samen aufgeht. In der Bibel lesen wir immer wieder, das Wachsen und Gedeihen ganz in Gottes Hand liegen.
Wir brauchen mehr Mutmachgeschichten! Überseht nicht den Boden, wo etwas aufgeht! Vermeidet Problemhypnosen! Gott teilt so reichlich aus, dass immer etwas auch auf deinen Lebensacker fällt. Gott teilt immer wieder aus, auch in Krisenzeiten, in großen und persönlichen. Er macht das, weil er weiß, soviel auch verloren geht, die Ernte wird gut werden. Das macht Mut. Das lässt glauben. Das sind Entwicklungen gegen den Trend. Hoffen gegen die Hoffnungslosigkeit mit dem Glauben im Herzen: Gottes Botschaft ist letztlich immer wieder eine Frohe Botschaft, die Frucht bringt. Es geht im Gleichnis vor allem um den Samen, der dort wo er aufgehen kann, vielfältig Frucht bringt. Trotz unserer Ängste an denen wir zu ersticken drohen, trotz versteinerter Herzen, trotz ausgetretener Pfade, trotz „kontaminierter Landschaften“. Gottes „Pollen of love“ werden aufblühen. Noch 60 Tage bis Ostern. Da wächst was auf uns zu.

Thomas Lösche, Religionspädagoge