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Das große Abendmahl – Krönungsevangeliar Speyer
 

Wortbrücke der Domgemeinde zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 9. Juni 2024

„Reich wird man nicht durch das, was man besitzt,
sondern mehr noch durch das,
was man mit Würde zu entbehren weiß.
Und es könnte sein,
dass die Menschheit reicher wird, indem sie ärmer wird,
und gewinnt, indem sie verliert“. (Immanuel Kant)

Kants Worte sind durchaus anschlussfähig an biblische Aussagen. Er selbst betrachtet unser Gewissen „als inwendigen Richterstuhl Gottes“. Aber: Meistens wollen wir eher nichts von Verzicht hören. Der sog. „Erdüberlastungstag“ war in 2024 bereits am 2. Mai. Wir leben über unsere Verhältnisse. Am 2. Sonntag nach Trinitatis ist die Einladung zum großen Abendmahl Thema. Wer folgt dieser weltweiten Einladung? Die Reichen sind nicht gekommen. Sie waren beschäftigt. Es sind oft die Reichen, die Lukas in seinen Gleichnissen immer wieder zur Zielscheibe der Kritik stilisiert. Auch unsere Lebensform,mit Steigerungsdruck und Selbstoptimierung, würde bei Lukas in der Kritik stehen. Aber nicht der Reichtum ist es, den er anprangert. Es ist die Besessenheit durch den Besitz, die übergroße Geschäftigkeit, die davon abhält, dem Ruf eines erfüllten Lebens zu folgen. In einer Tischgemeinschaftfür alle wird das Reich Gottes sinnlich erfahrbar. Brot als Symbol einer Gemeinschaft über alle kulturellen und sozialen Grenzen hinweg. Es geht darum, mit Jesus das wahre Leben zu feiern.

Thomas Lösche, Religionspädagoge