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„Gottvater“
Kapitell im Chorumgang
Foto: Antje Wilde

 

Wortbrücke zum Sonntag Judika – 17. März 2024

Gerechtigkeit

Der Name dieses Sonntags – Judika – ist der lateinische Anfang von Psalm 43: Schaffe mir Recht, Gott. Der Psalmbeter hat Gottvertrauen und hofft auf Gerechtigkeit.

Was ist gerecht? Und was hat Gerechtigkeit mit Gott zu tun?

Gerechtigkeit ist leicht und schwer zu definieren. Gerecht ist es, wenn alle das haben, was sie zum Leben brauchen. Gerechtigkeit heißt, dass die Rechte aller gewahrt werden.

Schon wird es schwierig: was zum Leben nötig ist, kann ganz unterschiedlich sein. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 nennt als Recht jedes Menschen „einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen“ (Art.25). Bei der Verwirklichung dieses Rechts sind wir auch in unserem Land noch nicht für alle Menschen angekommen. Und weltweit ist es mit „Leben, Freiheit und Sicherheit“ (Art. 3) weiterhin nicht sehr weit her.

Der Psalmbeter vor 3000 Jahren bittet Gott, ihm Recht zu verschaffen. Wie mag er sich ein Eingreifen Gottes vorgestellt und gewünscht haben? Der Bildhauer sieht im 13. Jahrhundert „Gottvater“ als gütigen alten Mann. Greift der in sein Leben ein?

„Schaffe mir Recht, Gott!“ – das verstehe ich nicht so, dass Gott kommen soll, mal kräftig auf den Tisch hauen und sich die vorknöpfen, die das „Recht des Stärkeren“ für sich in Anspruch nehmen. Wenn ich Gott bitte, mir zu helfen, dann möchte ich Mut, Kraft und Ausdauer bekommen, um für meine Rechte und für die Rechte anderer einzutreten. Und ich wünsche mir, dass Gott auf die einwirken möge, die Menschenrechte und Menschenwürde verletzen.

Ich weiß: Gebete verändern nicht die Welt. Aber ich vertraue darauf, dass Gebete Menschen verändern, und die können die Welt verändern. Wenn auch oft in ganz kleinen Schritten.

Bleiben Sie behütet.
Ihre Prädikantin Helga Fiek