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Wortbrücke zum Sonntag Invocavit – 18. Februar 2024

Sieben Wochen ohne? Sieben Wochen mit! Fastenzeit mit Ziel!

Vor den großen Festen des christlichen Glaubens, Ostern und Weihnachten, hat die kirchliche Tradition zwei Vorbereitungszeiten gesetzt: den Advent und die Fastenzeit oder Passionszeit. Während der Advent in der abendländischen Kirche sich über die Jahrhunderte immer mehr zu einer Zeit der festlichen Vorfreude auf das Christfest entwickelt hat, haben die Wochen vor Ostern ihren nachdenklichen Charakter behalten, sofern man sich daran innerlich wie äußerlich beteiligt, was heutzutage tatsächlich mehr Menschen tun, als man in unserem so wenig spirituellem Alltag manchmal annehmen möchte.

Oft werden die Passionswochen mit einer Verzichtsübung begleitet, die gerne als „Sieben Wochen ohne“ bezeichnet werden. Sieben Wochen beispielsweise ohne Alkohol, Süßes, Kaffee, Tee, aber auch ohne Auto, ohne Internet, ohne Shopping – die Möglichkeiten des Verzichts sind so vielfältig wie es die Menschen sind. Verzicht macht Abhängigkeiten fühlbar, dass man sie angehen kann, oder lässt auf das Wesentliche konzentrieren. Gut begleitete Fastenkuren sind auch gesund. Und manche verzichten in großer Freiheit auf jeden Verzicht ??, wofür die Reformation auch stand. Wie auch immer: Fastenzeit im christlichen Sinn soll eben vor allem auch ein Ziel haben: eine Konzentration der Gedanken auf Gott, ein Verbringen von Zeit mit Überlegungen über mein Leben, meine Prioritäten. Was sagt mir Gott, was kann ich hören, was finde ich in der Botschaft der Bibel, in den Worten Jesu. Das sind somit nicht nur sieben Wochen ohne, sondern sieben Wochen mit. Sieben Wochen mit Gott.

Die Sonntage der Fastenzeit haben Namen, die aus den zugeordneten Psalmen stammen. Der erste Sonntag, der auf den Aschermittwoch folgt, heißt Invokavit. In Psalm 91, Vers 15a lässt der Psalmist Gott selbst und persönlich für die Menschen festhalten: „Er ruft mich an (lateinisch: invocavit), darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not.“ Das ist die Zusage für alle Menschen: Gott hört, Gott erhört, Gott hilft! Nehmen wir doch seine persönliche Aufforderung an. Sie ist sicher und beständig in unsicheren und unbeständigen Zeiten.

Stephen Gerhard Stehli
Domgemeindekirchenratsvorsitzender