16. Jahrhundert: Die Reformation hält Einzug
Unmittelbar nach der Vollendung des gotischen Magdeburger Domes begann das Zeitalter der Reformation,
das in Magdeburg eingeläutet wurde durch einen Besuch Martin Luthers im Juni 1524, auf dessen Predigt
hin sich sofort alle Stadtgemeinden Magdeburgs dem neuen Bekenntnis anschlossen.
Der Dom blieb Luther verschlossen, die Domherren verweigerten den Übertritt. Es kam in den Folgejahren
zu Störungen des Gottesdienstes im Dom, zu Plünderungen und Zerstörungen. Die meisten hölzernen Kunstwerke,
insbesondere Altarbildnisse für die insgesamt 46 Seitenaltäre des Domes, gingen dabei verloren. Im Jahre
1548 verfügte deshalb der Rat der Altstadt die Schließung des Domes, bis endlich nach 1560 das lutherische
Bekenntnis sukzessive auch dort Einzug hielt. 1567, nach fast 20 Jahren, wurden einige Restaurierungsarbeiten
durchgeführt und der Dom wieder geöffnet; am 1. Advent jenes Jahres hielt dort der evangelische Domprediger
Siegfried Sack die erste Predigt mit Abendmahl. Seit diesem Tag gilt bis heute der Dom als evangelisch.
Das vormalige Erzbistum Magdeburg wurde fortan durch evangelische Administratoren geleitet. Die Verwaltung des
Erzstifts war schon 1513 unter Erzbischof Ernst von Sachsen nach Halle (Saale) umgezogen, unter dem Eindruck
des Protestantismus führte dann sein Nachfolger, der Erzbischof und Kardinal Albrecht von Brandenburg,
auch große Teile des Kirchenschatzes von Magdeburg weg. Darunter befand sich das sagenhafte »Heiltum«,
also der Schatz an Reliquien, von denen der Magdeburger Dom schriftlichen Quellen zufolge 7718 Stück besessen
haben soll, die zum großen Teil in wertvollsten Gefäßen aufbewahrt wurden. Von diesem weggeführten Kirchenschatz
hat sich nahezu nichts erhalten. Der in Magdeburg verbliebene Rest wurde 1630 im Dreißigjährigen Krieg veräußert,
als man Geld für die Kriegskasse benötigte; auch von ihm ist nahezu nichts erhalten. Nach der Reformation
unverändert weiter bestehen blieb das Domkapitel, aus dem im Rückblick so manche Persönlichkeit von Rang und
Namen herausragt. Die evangelischen Domherren versäumten nicht, den Stolz und das Selbstbewußtsein einer
reichen Stadt zu demonstrieren. Dieser Haltung entsprangen nicht zuletzt die kunsthistorisch bedeutsame
Renaissance-Kanzel des Domes aus Alabaster von 1597 sowie eine größere Anzahl überdimensionaler Renaissance-Epitaphien
an den Grabstellen der Domherren in den Seitenschiffen des Domes.