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Wortbrücke in die Domgemeinde zum 5. Januar 2025
Prüft alles und behaltet das Gute!
Anders als die Tageslosungen, die tatsächlich ausgelost werden, sind die Jahreslosungen ausgewählte Bibelstellen – im deutschsprachigen Raum seit 1930. Zunächst sollte damit den Parolen der Nationalsozialisten ein Bibelwort entgegengesetzt werden.
Für 2025 ist „Prüft alles und behaltet das Gute!“ die Jahreslosung aus dem 1. Thessalonicher-Brief (5,21). Als der Apostel Paulus dies an die damals neu gegründete christliche Gemeinde in Thessaloniki schrieb, bezog er sich auf Prediger, die dort aufgetreten waren. Er mahnt: prüft, was euch die Leute erzählen. Übernehmt nur, was gut und richtig ist.
Woher sollten die neu zum Glauben gekommenen Christen aber wissen, was gut und richtig ist? Die Evangelien waren noch nicht geschrieben, der Paulus-Brief wird auf etwa das Jahr 50 datiert und ist damit eines der allerersten Schriftzeugnisse des Christentums.
Der Maßstab konnte so nur die Glaubwürdigkeit der Prediger sein. Passte das, was sie sagten, zu dem, was die Hörer schon über Jesus Christus wussten?
Uns geht es ähnlich. Wir haben zwar die Schriften des Neuen Testaments und auch viele spätere Glaubenszeugnisse. Das alles bietet aber keine automatische Checkliste für richtig oder falsch, gut oder nicht gut. Wir müssen schon selbst denken und uns fragen „Was würde Jesus sagen oder tun?“ Daran können wir die Glaubwürdigkeit prüfen – unsere eigene, und die der vielen Stimmen, die uns erreichen und beeinflussen wollen.
Die Bibel gibt uns keine konkreten Handlungsanweisungen, aber klare Hinweise darauf, was gut ist. Dass alle Menschen Gottes Ebenbild sind. Dass wir die Schöpfung bewahren sollen. Dass wir dem Beispiel Jesu folgen und uns für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen.
Dazu wünsche ich uns ganz besonders in dieser Zeit Mut und Ausdauer.
Ihre Prädikantin Helga Fiek
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