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Orgeln am Dom




Die Hauptorgel des Magdeburger Domes wurde im Jahre 2008 vollendet und eingeweiht, nach dem die große Westempore seit der Zerstörung der Röver-Orgel von 1906 1945 bei einem Luftangriff mehr als 60 Jahre leer gestanden hatte. Sie ist von Schuke Orgelbau (Werder a.d. Havel) erbaut worden, verfügt über 93 Registern auf vier Manualen und Pedal, ist im romantisch-sinfonischen Stil und ist von vielen führenden Organisten sehr gelobt worden wegen ihres breiten, warmen Klanges.
Die „Paradiesorgel”, ebenfalls von Schuke 1970 fertiggestellt, war 38 Jahre lang die einzige Orgel im Dom. Mit ihren 38 Registern konnte sie nie den großen Raum klanglich beherrschen, vor allem nicht von ihrer ungünstigen Position im nördlichen Querhaus, aber sie stellt ein bemerkenswertes Zeugnis des neobarocken Orgelbau in der DDR da. Wünschenswert wäre der Nachbau des Gehäuse aus besseren Materialien; ebenso werden die gefährdeten Prospektpfeifen ersetzt werden müssen. Obwohl sie nun ein wenig im Schatten ihrer großen Schwester ihr Dasein fristet, wird sie weiterhin gepflegt genutzt und geliebt.
Die Vorbereitungen für den Bau einer neuen Orgel im Remter, Hauptgottesdienststätte der Domgemeinde im Winterhalbjahr, begannen bald nach der Fertigstellung der großen Orgel. Zunächst galt es, eine Genehmigung für den geplanten Standort, in dem südlicheren der zwei Durchgangsbögen zwischen Remter und Marienkapelle, zu erhalten; die denkmalgeschützte Schuke-Orgel am Nordwand des Raumes wurde im Rahmen einer Generalsanierung des Raumes abgetragen, so dass der Weg für einen Neubau frei war. Die Firma Glatter-Götz Orgelbau, die sich einen Namen gemacht hat durch ihre anregende Gestaltung, wurde gebeten, einen Entwurf vorzubereiten, der zur Auslotung der Möglichkeiten des etwas beengten Standortes dienen sollte. Der Vergabe des Bauauftrages an die Firma war nicht notwendigerweise damit verbunden. Der Architekt Graham Tristram (Edinburgh) präsentierte einen Entwurf, der am Ende auch realisiert wurde, nicht aber ohne Widerstand. Nachdem die Finanzierung gesichert wurde, erneut durch viele private Spenden aber auch maßgeblich durch Mitteln des Konjunkturprogramms II der Bundesrepublik Deutschland, wurde das Projekt ausgeschrieben. Vier Orgelbauer wurden eingeladen im Rahmen einer geschlossenen Ausschreibung Angebote abzugeben, wovon drei sich am Ende beteiligten. Glatter-Götz Orgelbau, der das günstigste Angebot abgab, bekam in Gemeinschaft mit Rosales Organ Services (Los Angeles) den Zuschlag. Die Disposition entwarfen Barry Jordan, Manuel Rosales und Kevin Erly Gilchrist.
Werkstattarbeiten begann in den Werkstätten von Glatter-Götz in Pfullendorf/Aach-Linz (Kreis Sigmaringen) im Frühjahr 2011 und die Montage im August. Die Orgel wurde am 8. Oktober 2011 eingeweiht. Manuel Rosales besorgte die Intonation, die er in zwei weiteren Besuchen im Dezember und erneut im Februar 2012 vollendete. Diese Orgel besticht durch ihre enorme klangliche Vielseitigkeit bei überschaubare Größe. Sie erlaubt ein ungemein delikates Spiel durch die Lieblichkeit der Intonation und ihre feine Traktur; der Klang ist durchhörbar und klar in polyphonen Strukturen, auch in einem Pleno, das durchaus kräftig ist. Bedingt durch ihren Standort hat die Orgel zwei Fassaden, eine vorne auf der Remterseite, wo auch der Spieltisch sich befindet, die andere auf der Marienkapellenseite. Das Hinterwerk ist als Doppelschwellwerk konzipiert; das Geigenprincipal steht nicht schwellbar im Prospekt der „Kapellenorgel”, während die übrigen Register dieses Werkes wahlweise in die Kapelle hinein oder in den Remter mittels zwei Schwelltritte klanglich gelenkt werden können. Diese Anlage ermöglicht auch eine Palette von reizvollen Effekten, da die akustische Eigenschaften der Räume äußerst verschieden sind.