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Wortbrücke in die Domgemeinde - zum 2. Advent

Nun zu zweit unterwegs

Die Ikone des Auferstandenen und des Märtyrers Menas, Vorsteher eines koptischen Klosters, stammt aus dem siebten Jahrhundert. In einer für Ikonen einmaligen Geste legt der Auferstandene seinen rechten Arm auf die Schulter von Vater Menas. Beide scheinen nebeneinander zu stehen und sind doch auf einem gemeinsamen Weg. Mit der linken Hand trägt der Auferstandene die Heilige Schrift. Die linke Hand von Menas hält eine kleine Papyrusrolle, Symbol des empfangenen und bis in die letzte Konsequenz gelebten Wortes Gottes. Die rechte Hand von Menas verweist mit den Fingern als Bekennergeste auf den Auferstandenen. Nicht ich bin der Herr meines Lebens, sondern ER.

Unser Altbischof der Kirchenprovinz Sachsen, Werner Krusche, hatte dieses Bild in seinem Bücherregal stehen. Er sagte mir bei einem meiner vielen Besuche im Frühjahr 2007: „Menas scheint nicht weitergehen zu wollen, da er ahnt – was auf ihn wartet. In diesem Moment steht Christus neben ihm, legt seine Hand auf die Schulter und drückt damit aus: Du bist mein, Menas, wohin dein Weg auch geht, ich bleibe bei dir; du bist nie mehr allein. Niemand und nichts kann uns voneinander trennen.“ Und dann sangen wir zusammen die 9. Strophe aus Paul Gerhardts Lied: O Haupt voll Blut und Wunden. „Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.“

Das sind Momente, die vergisst man nicht. Seit 2007 steht ein Bild dieser Ikone auch in meinem Bücherregal – und vielleicht nun auch bei Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 2. Advent.

Ihr Domprediger Jörg Uhle-Wettler