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L'Ange au Sourire
Westfassade der Kathedrale
von Reims

Foto von Fab5669 -
Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28560802

 

Wortbrücke zum 4. Advent 2021 | Dom zu Magdeburg

Wochenspruch:
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Philipper 4,4.5b)

Müssten wir Christen nicht alle viel fröhlicher sein? Haben wir nicht viel mehr Grund zur Freude und zur Dankbarkeit? Ja, so ist es! Aber ich habe noch nie erlebt, dass Menschen fröhlich geworden sind, weil es von ihnen verlangt wurde. Vielmehr ist es so, dass Fröhlichkeit und Lachen ansteckend sein können und einen herausreißen. So machen das die Klinikclowns, die auf die Stationen der totkranken Kinder gehen und mit ihnen lachen, wo allen das Lachen im Hals stecken bleibt. Und das tut gut. Lachen und Freude lassen die Seele tanzen und leicht werden. Gerade in unseren Tagen der Verhärtung und Verbissenheit brauchen wir die Leichtigkeit der Freude. Und für unsere Freude gibt es Gründe.

Paulus erklärt im Philipperbrief, warum wir miteinander fröhlich sein können. Er erzählt die gute Botschaft, die mich froh macht. Er ist keiner von denen, die Frohsinn fordern und verlangen. Er möchte "Gehilfe zur Freude" sein, wie er einmal schreibt. Er redet nicht von einer grundlosen Freude. Die Weihnachts-freude hat einen Namen: "Der Herr ist nahe". Er kommt uns entgegen. Er bringt eine Freude mit, die alle Freude, die wir kennen, in den Schatten stellt. Eine tiefe Freude, die darum weiß, dass Leid, Krankheit, Schuld, Sterben, Krieg, Tod und Not uns nicht mehr trennen können von dem, der als Kind in die Welt kommt. Und der Engel lacht und singt "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird". Eine ansteckende Freude, die im Lobgesang mündet. Und wer kann der Freude der Weihnachtslieder widerstehen, die das „Gloria“ der Engel vom Feld aufnehmen. Sich mit den Engeln in Freude singen - eine wundervolle Möglichkeit.

Also: „Freut euch in dem Herrn allewege“ Lasst Euch mit hineinnehmen in die Freude. Wer sich nicht freuen kann, der muss nicht. Der darf klagen und trauern. Der darf Gott mit seiner Not in den Ohren liegen. Aber wer sich freuen kann, der lasse sich seine Freude nicht verbieten - nicht von den Sorgen, die behaupten, wir können es uns nicht leisten, fröhlich zu sein, nicht von der Angst, die uns einflüstert, unsere Freude wird bald vorbei. Am Ende steht die Freude, die sich heute noch niemand von uns recht vorstellen kann. Denn der Herr ist nah! Darum abermals: Freuet Euch!

Ihr Landesbischof und Erster Domprediger Friedrich Kramer