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Wortbrücke in die Domgemeinde – Ewigkeitssonntag 2024

Abschied und Tod

Jedes Jahr vor dem Ewigkeitssonntag nehme ich das Blatt aus dem Drucker mit gemischten Gefühlen in die Hand. Einundzwanzig Namen stehen für diesen Sonntag darauf. Gestorben zwischen 25 und 99 Lebensjahren. Was wäre, wenn diese Liste am Anfang des Jahres käme, mit den Namen derer, die im kommenden Jahr sterben? „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ – so steht im Psalm 90. Die Zeichnung von Käthe Kollwitz liegt auf meinem Schreibtisch. Eine Frau hört in sich hinein, die Augen nehmen das Äußere nicht wahr. Vom Tod sind nur Mund und Hände zu sehen. Das Bild ist ruhig, nur der Schmerz ist zu spüren. Wem das Leben lieb ist, dem kann das Abschiednehmen nicht leichtfallen. Das Wenige, was zu sehen ist, ist Ernst und Würde. Und Ruhe. In einem besonderen Licht. Es wäre ein Trost, das Licht des versöhnenden Gottes zu sehen. Gott versöhnt uns mit dem, was uns schwerfällt.

Domprediger Jörg Uhle-Wettler