Startseite   |   Impressum   |   Datenschutz    


 

Wortbrücke in die Domgemeinde -22. September 2024

Über Leben

Im Magdeburger Dom findet man über 30 Mauritiusbilder, Reliefs oder Skulpturen. Auch das Urkundensiegel der Domgemeinde zeigt Mauritius. Nun bekommen wir dankenswerterweise von der schwedischen Partnerkathedrale in Lund eine Bronzeplastik dazu, die am Sonntag im Gottesdienst feierlich enthüllt wird. „Heiliger Mauritius; Afrikaner; Römischer Soldat; Christ; Märtyrer; Dompatron“ – so wird es auf den beiden Stelen in Magdeburg und Lund in vier Sprachen zu lesen sein. Es ist gut an Männer zu erinnern, die NEIN gesagt haben. Die Geschichte wäre eine andere geworden, wenn mehr Männer NEIN gesagt hätten. Die Welt auch.

Die Weltgeschichte zählt meist Kaiser, Feldherren und Despoten auf. Es gibt allerdings zu jeder Bewegung immer auch eine Gegenbewegung. Für die steht auch Mauritius. Er hat den Befehl verweigert, Christen zu töten. NEIN sagen verlangt Mut und Kraft, sowie Glaubensstärke und Geduld.

Mauritius und sein Waffenträger Innocentius stehen aufrecht im Hohen Chor des Domes. Sie stehen auf den Schultern des Kaisers, der die Todesurteile unterschrieben hat. Maximian. Unter Mauritius rauft er sich den Bart. Unter Innocentius stützt er nachdenklich den Kopf in seine Hände. Es ist eine steinerne Anklage an alle Mörder von Staats wegen – bis auf den heutigen Tag. Auch Jeus, ohne den es keine Dome in Magdeburg und Lund geben würde, ist nicht an Altersschwäche gestorben. Aber die, die ihm einen kurzen Prozess gemacht haben, haben dadurch einen langen Prozess in Gang gesetzt. Bis heute bildet sich Gemeinde und vernetzt sich - im Geist Jesu.

Fürchtete euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können.
(Matthäus 10/28)

Kaiser Konstantin hat seinen Vorgänger, Kaiser Maximian, zur Selbsttötung gezwungen, er selbst hat Mauritius verehrt.

So sind die Zeiten. Man wird verfolgt oder verehrt. Je nachdem, wie die politische Lage gerade ist.

Von meinem Großvater habe ich den Satz gelernt: Man muss nur lange genug leben, um sehen zu können – dass man recht gehabt hat.

Lasst uns das Leben suchen und finden, dass mehr als überleben ist. Es sind nur wenige Jahrzehnte.

Jörg Uhle-Wettler, Domprediger