Paulamaria Walter:
„Die anvertrauten Pfunde“
Betonrelief 1963.
Standort heute: „Wege zur Kunst“ in Schwäbisch-Gmünd, bis 2001: Landeszentralbankfiliale Villingen.
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Wortbrücke der Domgemeinde Magdeburg zum 9. Sonntag nach Trinitatis- 28. Juli 2024
Gaben, unsere Begabungen - sind einfach da. Wer weiß woher? Eltern, Zufall, Gene...?
Jedenfalls kommen sie nicht von uns. Sie sind uns gegeben, wie ein göttliches Geschenk von himmlischer Schönheit. Jeder hat sie. Aber sie werden nicht immer entdeckt. Oft schlummern sie im Verborgenen, wie ein Schatz der gehoben werden will. Man muss sich "aufmachen", um sie suchen. Sie entdecken.
Die ungewohnte Schärfe Jesu in der Gleichnisgeschichte von den anvertrauten Pfunden will die Hörer aufrütteln: Das Leben nicht dumpf verschlafen, sondern die Gaben einsetzen, mit den Pfunden wuchern. Gaben sind immer auch Aufgaben. Das macht Jesus auch in dem Wort sehr deutlich, das als Wochenspruch zum 9. Sonntag nach Trinitatis gehört (Lk 12,48):
"Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern."
Eine Gabe zu entwickeln, wird immer Hingabe und Opferbereitschaft verlangen. Und manchmal mag man in Zweifel geraten, ob sie Gnade oder Fluch ist.
In diese Situation wirkt der provozierende Satz:
"Wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden." (Mt 25,29)
Dieses für Jesu durchaus ungewöhnliche Wort gibt Erfahrungswissen wieder: Man wächst an Aufgaben. Alles was wir tun, fließt auch irgendwie wieder heilsam zu uns zurück - zumindest solange wir es nicht berechnend, sondern aus freien Stücken tun.
Thomas Lösche, Religionspädagoge
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