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Wortbrücke zum 8. Sonntag nach Trinitatis (21. Juli 2024)
Schwerter zu Pflugscharen
Für den Gottesdienst am 8. Sonntag nach Trinitatis ist eine Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgesehen. Im 2. Kapitel hören wir von einer Vision über die Zeit „am Ende der Tage“: Alle Nationen werden nach Jerusalem zum Berg des Herrn strömen. „Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg.“ (Jesaja 2,4 in der Einheitsübersetzung)
Das Bild von den Schwertern, aus denen Pflugscharen geschmiedet werden, findet sich noch in einem anderen Prophetenbuch – bei Micha im 4. Kapitel. Diese Stellenangabe steht auch auf den Aufklebern mit dem Bild der Bronzeskulptur, die 1959 von der Sowjetunion der UNO geschenkt und in New York aufgestellt wurde. Auf Stoff gedruckt und auf Jacke oder Tasche genäht, ging es als ein widerständiges Friedenszeichen von der DDR aus und wurde Anfang der 1980er Jahre in Ost- und Westdeutschland zum Symbol der ökumenischen Friedensdekade.
Dass Nationen nicht mehr den Krieg erlernen – ein Wunsch seit Jahrtausenden! Dahinter steht die Erkenntnis, dass es nicht die Völker und die einzelnen Menschen selbst sind, die von sich aus Krieg mit anderen wollen. Sie lernen es erst zu hassen. Durch Propaganda der Mächtigen werden Angst, Neid und Überheblichkeit geweckt und verstärkt. Oft genug wiederholt, schleicht sich dieses Gift in die Köpfe und Herzen. Dann ist der „Feind“ nicht mehr ein Mensch wie du und ich, sondern nur noch ein Teil der gegnerischen Macht und darf oder muss sogar mit allen Mitteln bekämpft werden.
Neid und Überheblichkeit führen auch im Kleinen zu Konflikten, doch da können wir selbst etwas ändern. In jedem Menschen ein Kind Gottes zu sehen bedeutet nicht, Unrecht schweigend hinnehmen zu müssen. Aber wie in der Familie im Umgang miteinander friedlich nach Lösungen zu suchen, die die Rechte aller beachten – das wäre schon ein Anfang, um Krieg zu verlernen.
Auch wenn das Ziel erst am Ende der Tage endgültig erreicht wird.
Mut und Geduld dazu wünsche ich mir und uns allen.
Ihre Prädikantin Helga Fiek
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